Aug Conference Welcome Letter
https://docs.google.com/file/d/0BwJGmGQtwCzBOUs1STBEckRGOGM/edit?usp=sharing
Notes from the Conference:
Prof.
Karin Baumgartner
Wilhelm
Hauff Der
Affe als Mensch Biedermeier Märchen
schreib auch Der fliegende Holländer
Jetzt
für die Mittelklasse (vorher für enfache Leute)
Nach
der Romantik wurden Märchen erfunden, nicht mehr vom Volk
Satirisch
Alle
seine Almanachen sind Rahmengeschichten (wie Canterbury Tales)
Befreite
Sklaven dürfen Geschichten erzählen.
Für
Hauff bedeutet das Geschichteerzählen frei sein, ein Vorrecht freuer
Leute
Deswegen
hat der Affe das Sprechen nicht gelernt
Warum
haben die Leute gemeint, dass der Affe Engländer war? nicht
Französisch, weil gebildete Leute Französisch konnten
Aber
England hatte eine Scheindemokratie, Meinungsfreiheit, während die
Deutschen nach dem Wiener Kongress wieder in das alte politische
System
Schwärmten
sich nach Lord Byron viele englische Toruisten sind nach Europa
gekommen, meinten automatisch alle Fremde wären Engländer
Geschichte
Eine
Fremder kam mit Reiseerlaubnis aus Berlin (Norddeutsche gegen
Süddeutsche) nach Grünwiesel
Hat
sich eine Haus gemietet
Alles
kennt sich, aber der Fremde lehnt alle Einladungen ab.
Er
ist ein Privatmann = independently wealthy – usage in the 19th
Jahrhundert
ihm
fehlt eine Frau. Damals gründete sich die Mittelklasse auf einer
Familie.
Die
Familie ist der Grundstock der Gesellschaft.
Ist
nicht ein Kaufmann, nicht ein Arzt
Es
kommt ein Zirkus—Metapher for das Fremde, das Nichtdeutsche
Die
Moral des Fremden: die Einwohner hätten ihn nicht missachten und
verdächtigen sollen
Die
hätten den Affen nicht nachahmen
Eure
Gesellschaft ist wie die eines dressierten Affen
“Darum
erzog ich einen jungen Orang-Utan, den ihr als meinen Stellvertreter
so liebgewonnen habt.”
Damals
war das eine sehr globale Welt (Portugal, Egypten, Russland)
Biedermeier
Ruckzug ins Kleine, in die kleine Welt, ins Private
Persiflage
eine Kritik
Darwins
Großvater hatte schon über die Ähnlichkeiten zwischen den Spezien
geschrieben
Leute
fingen schon an, Stammbäume zu machen
Die
Evolution extierte noch nicht.
Der
Affe ist ein Kirkusaffe Am Ende wird er zum Zooaffen. Er bleibt
ein Affe.
Die
Einwohner benahmen sich wie Affen in dem sie ihn nachahmten.
Sehnsucht
nach Integration
Wilhelm Hauff
Der
vielseitige Erzähler Wilhelm Hauff wurde am 29. November 1802 in
Stuttgart geboren. Er studierte zunächst Theologie und Philosophie
in Tübingen, arbeitete dann als Hauslehrer und schließlich als
Redakteur von Cottas Morgenblatt.
Seinen größten literarischen Erfolg erzielte Hauff mit dem
Buch Lichtenstein (1826),
mit dem er den historischen Roman in Deutschland begründete.
Wirklich bekannt aber wurde er durch seine Märchen, die in drei
Almanachen 1826, 1827 und 1828 erschienen, und durch seine Lieder,
die sich zu Volksliedern entwickelten. In seinen Erzählungen
verbindet Hauff romantisch-phantastische Elemente mit realistischen
und zeitkritischen sowie satirischen Zügen. Es ging ihm allerdings
nicht nur darum, seine Zeit kritisch zu beleuchten, sondern er wollte
seine Leser auch unterhalten. Der Dichter starb - erst 24jährig - am
18. November 1827 in seiner Heimatstadt.
*
Der Affe als Mensch
»Herr!
ich bin ein Deutscher von Geburt und habe mich in Euren Landen zu
kurz aufgehalten, als daß ich ein persisches Märchen oder eine
ergötzliche Geschichte von Sultanen und Wesiren erzählen könnte.
Ihr müßt mir daher schon erlauben, daß ich etwas aus meinem
Vaterland erzähle, was Euch vielleicht auch einigen Spaß macht.
Leider sind unsere Geschichten nicht immer so vornehm wie die Euren,
das heißt, sie handeln nicht von Sultanen oder unseren Königen,
nicht von Wesiren und Paschas, was man bei uns Justiz- und
Finanzminister, auch Geheimräte und dergleichen nennt, sondern sie
leben, wenn sie nicht von Soldaten handeln, gewöhnlich ganz
bescheiden und unter den Bürgern.
Im
südlichen Teil von Deutschland liegt das Städtchen Grünwiesel, wo
ich geboren und erzogen bin. Es ist ein Städtchen, wie sie alle
sind. In der Mitte ein kleiner Marktplatz mit einem Brunnen, an der
Seite ein kleines, altes Rathaus, umher auf dem Markt die Häuser des
Friedensrichters und der angesehensten Kaufleute, und in ein paar
engen Straßen wohnen die übrigen Menschen. Alles kennt sich,
jedermann weiß, wie es da und dort zugeht, und wenn der Oberpfarrer
oder der Bürgermeister oder der Arzt ein Gericht mehr auf der Tafel
hat, so weiß es schon am Mittagessen die ganze Stadt. Nachmittags
kommen dann die Frauen zueinander in die Visite, wie man es nennt,
besprechen sich bei starkem Kaffee und süßem Kuchen über diese
große Begebenheit, und der Schluß ist, daß der Oberpfarrer
wahrscheinlich in die Lotterie gesetzt und unchristlich viel gewonnen
habe, daß der Bürgermeister sich 'schmieren' lasse oder daß der
Doktor vom Apotheker einige Goldstücke bekommen habe, um recht teure
Rezepte zu verschreiben. Ihr könnet Euch denken, Herr, wie
unangenehm es für eine so wohleingerichtete Stadt wie Grünwiesel
sein mußte, als ein Mann dorthin zog, von dem niemand wußte, woher
er kam, was er wollte, von was er lebte. Der Bürgermeister hatte
zwar seinen Paß gesehen, ein Papier, das bei uns jedermann haben
muß«
»Ist
es denn so unsicher auf den Straßen«, unterbrach den Sklaven der
Scheik, »daß Ihr einen Ferman Eures Sultans haben müsset, um die
Räuber in Respekt zu setzen?«
»Nein,
Herr«, entgegnete jener, »diese Papiere halten keinen Dieb von uns
ab, sondern es ist nur der Ordnung wegen, daß man überall weiß,
wen man vor sich hat.«
Nun,
der Bürgermeister hatte den Paß untersucht und in einer
Kaffeegesellschaft bei Doktors geäußert, der Paß sei zwar ganz
richtig visiert von Berlin bis Grünwiesel, aber es stecke doch was
dahinter; denn der Mann sehe etwas verdächtig aus. Der Bürgermeister
hatte das größte Ansehen in der Stadt, kein Wunder, daß von da an
der Fremde als eine verdächtige Person angesehen wurde. Und sein
Lebenswandel konnte meine Landsleute nicht von dieser Meinung
abbringen. Der fremde Mann mietete sich für einige Goldstücke ein
ganzes Haus, das bisher öde gestanden, ließ einen ganzen Wagen voll
sonderbarer Gerätschaften, als Öfen, Kunstherde, große Tiegel und
dergleichen hineinschaffen und lebte von da an ganz für sich allein.
Ja, er kochte sich sogar selbst, und es kam keine menschliche Seele
in sein Haus als ein alter Mann aus Grünwiesel, der ihm seine
Einkäufe in Brot, Fleisch und Gemüse besorgen mußte. Doch auch
dieser durfte nur in den Flur des Hauses kommen, und dort nahm der
fremde Mann das Gekaufte in Empfang.
Ich
war ein Knabe von zehn Jahren, als der Mann in meiner Vaterstadt
einzog, und ich kann mir noch heute, als wäre es gestern geschehen,
die Unruhe denken, die dieser Mann im Städtchen verursachte. Er kam
nachmittags nicht, wie andere Männer, auf die Kegelbahn, er kam
abends nicht ins Wirtshaus, um, wie die übrigen, bei einer Pfeife
Tabak über die Zeitung zu sprechen. Umsonst luden ihn nach der Reihe
der Bürgermeister, der Friedensrichter, der Doktor und der
Oberpfarrer zum Essen oder Kaffee ein, er ließ sich immer
entschuldigen. Daher hielten ihn einige für verrückt, andere für
einen Juden, eine dritte Partie behauptete steif und fest, er sei ein
Zauberer oder Hexenmeister. Ich wurde achtzehn, zwanzig Jahre alt,
und noch immer hieß der Mann in der Stadt der fremde Herr.
Es
begab sich aber eines Tages, daß Leute mit fremden Tieren in die
Stadt kamen. Es ist dies hergelaufenes Gesindel, das ein Kamel hat,
welches sich verbeugen kann, einen Bären, der tanzt, einige Hunde
und Affen, die in menschlichen Kleidern komisch genug aussehen und
allerlei Künste machen. Diese Leute durchziehen gewöhnlich die
Stadt, halten an den Kreuzstraßen und Plätzen, machen mit einer
kleinen Trommel und einer Pfeife eine übeltönende Musik, lassen
ihre Truppe tanzen und springen und sammeln dann in den Häusern Geld
ein. Die Truppe aber, die diesmal sich in Grünwiesel sehen ließ,
zeichnete sich durch einen ungeheuren Orang-Utan aus, der beinahe
Menschengröße hatte, auf zwei Beinen ging und allerlei artige
Künste zu machen verstand. Diese Hunds- und Affenkomödie kam auch
vor das Haus des fremden Herrn; er erschien, als die Trommel und
Pfeife ertönten, von Anfang ganz unwillig hinter den dunklen, vom
Alter angelaufenen Fenstern; bald aber wurde er freundlicher, schaute
zu jedermanns Verwundern zum Fenster heraus und lachte herzlich über
die Künste des Orang-Utans; ja, er gab für den Spaß ein so großes
Silberstück, daß die ganze Stadt davon sprach.
Am
anderen Morgen zog die Tierbande weiter; das Kamel mußte viele Körbe
tragen, in welchen die Hunde und Affen ganz bequem saßen, die
Tiertreiber aber und der große Affe gingen hinter dem Kamel. Kaum
aber waren sie einige Stunden zum Tore hinaus, so schickte der fremde
Herr auf die Post, verlangte zu großer Verwunderung des Postmeisters
einen Wagen und Extrapost und fuhr zu demselben Tor hinaus den Weg
hin, den die Tiere genommen hatten. Das ganze Städtchen ärgerte
sich, daß man nicht erfahren konnte, wohin er gereist sei. Es war
schon Nacht, als der fremde Herr wieder im Wagen vor dem Tor ankam;
es saß aber noch eine Person im Wagen, die den Hut tief ins Gesicht
gedrückt und um Mund und Ohren ein seidenes Tuch gebunden hatte. Der
Torschreiber hielt es für seine Pflicht, den anderen Fremden
anzureden und um seinen Paß zu bitten; er antwortete aber sehr grob,
indem er in einer ganz unverständlichen Sprache brummte.
»Es
ist mein Neffe«, sagte der fremde Mann freundlich zum Torschreiber,
indem er ihm einige Silbermünzen in die Hand drückte, »es ist mein
Neffe und versteht bis dato noch wenig Deutsch; er hat soeben in
seiner Mundart ein wenig geflucht, daß wir hier aufgehalten werden.«
»Ei,
wenn es Dero Neffe ist«, antwortete der Torschreiber, »so kann er
wohl ohne Paß hereinkommen; er wird wohl ohne Zweifel bei Ihnen
wohnen?«
»Allerdings«,
sagte der Fremde, »und hält sich wahrscheinlich längere Zeit hier
auf.«
Der
Torschreiber hatte keine weitere Einwendung mehr, und der fremde Herr
und sein Neffe fuhren ins Städtchen. Der Bürgermeister und die
ganze Stadt waren übrigens nicht sehr zufrieden mit dem
Torschreiber. Er hätte doch wenigstens einige Worte von der Sprache
des Neffen sich merken sollen; daraus hätte man dann leicht
erfahren, was für ein Landeskind er und der Onkel wären. Der
Torschreiber versicherte aber, daß es weder Französisch oder
Italienisch sei, wohl aber habe es so breit geklungen wie Englisch,
und wenn er nicht irre, so habe der junge Herr gesagt: »Goddam!« So
half der Torschreiber sich selbst aus der Not und dem jungen Manne zu
einem Namen; denn man sprach jetzt nur von dem jungen Engländer im
Städtchen.
Aber
auch der junge Engländer wurde nicht sichtbar, weder auf der
Kegelbahn noch im Bierkeller; wohl aber gab er den Leuten auf andere
Weise viel zu schaffen. – Es begab sich nämlich oft, daß von dem
sonst so stillen Hause des Fremden ein schreckliches Geschrei und ein
Lärm ausging, daß die Leute haufenweise vor dem Hause stehenblieben
und hinaufsahen. Man sah dann den jungen Engländer, angetan mit
einem roten Frack und grünen Beinkleidern, mit struppichtem Haar und
schrecklicher Miene unglaublich schnell an den Fenstern hin und her
durch alle Zimmer laufen; der alte Fremde lief ihm in einem roten
Schlafrock, eine Hetzpeitsche in der Hand, nach, verfehlte ihn oft,
aber einigemal kam es doch der Menge auf der Straße vor, als müsse
er den Jungen erreicht haben; denn man hörte klägliche Angsttöne
und klatschende Peitschenhiebe die Menge. An dieser grausamen
Behandlung des fremden jungen Mannes nahmen die Frauen des Städtchens
so lebhaften Anteil, daß sie endlich den Bürgermeister bewogen,
einen Schritt in der Sache zu tun. Er schrieb dem fremden Herrn ein
Billett, worin er ihm die unglimpfliche Behandlung seines Neffen in
ziemlich derben Ausdrücken vorwarf und ihm drohte, wenn noch ferner
solche Szenen vorfielen, den jungen Mann unter seinen besonderen
Schutz zu nehmen.
Wer
war aber mehr erstaunt als der Bürgermeister, wie er den Fremden
selbst, zum erstenmal seit zehn Jahren, bei sich eintreten sah. Der
alte Herr entschuldigte sein Verfahren mit dem besonderen Auftrag der
Eltern des Jünglings, die ihm solchen zu erziehen gegeben; er sei
sonst ein kluger, anstelliger Junge, äußerte er, aber die Sprachen
erlerne er sehr schwer; er wünsche so sehnlich, seinem Neffen das
Deutsche recht geläufig beizubringen, um sich nachher die Freiheit
zu nehmen, ihn in die Gesellschaft von Grünwiesel einzuführen, und
dennoch gehe demselben diese Sprache so schwer ein, daß man oft
nichts Besseres tun könne, als ihn gehörig durchzupeitschen. Der
Bürgermeister fand sich durch diese Mitteilung völlig befriedigt,
riet dem Alten zur Mäßigung und erzählte abends im Bierkeller, daß
er selten einen so unterrichteten, artigen Mann gefunden als den
Fremden; »es ist nur schade«, setzte er hinzu, »daß er so wenig
in Gesellschaft kommt; doch ich denke, wenn der Neffe nur erst ein
wenig Deutsch spricht, besucht er meine Cercles öfter.«
Durch
diesen einzigen Vorfall war die Meinung des Städtchens völlig
umgeändert. Man hielt den Fremden für einen artigen Mann, sehnte
sich nach seiner näheren Bekanntschaft und fand es ganz in der
Ordnung, wenn hier und da in dem öden Hause ein gräßliches
Geschrei aufging. »Er gibt dem Neffen Unterricht in der deutschen
Sprachlehre«, sagten die Grünwiesler und blieben nicht mehr stehen.
Nach einem Vierteljahr ungefähr schien der Unterricht im Deutschen
beendigt; denn der Alte ging jetzt um eine Stufe weiter vor. Es lebte
ein alter gebrechlicher Franzose in der Stadt, der den jungen Leuten
Unterricht im Tanzen gab. Diesen ließ der Fremde zu sich rufen und
sagte ihm, daß er seinen Neffen im Tanzen unterrichten lassen wolle.
Er gab ihm zu verstehen, daß derselbe zwar sehr gelehrig, aber, was
das Tanzen betreffe, etwas eigensinnig sei; er habe nämlich früher
bei einem anderen Meister tanzen gelernt, und zwar nach so
sonderbaren Touren, daß er sich nicht füglich in der Gesellschaft
produzieren könne; der Neffe halte sich aber eben deswegen für
einen großen Tänzer, obgleich sein Tanz nicht die entfernteste
Ähnlichkeit mit Walzer oder Galopp (Tänze, die man in meinem
Vaterlande tanzt, o Herr!), nicht einmal Ähnlichkeit mit Ekossaise
oder Française habe. Er versprach übrigens einen Taler für die
Stunde, und der Tanzmeister war mit Vergnügen bereit, den Unterricht
des eigensinnigen Zöglings zu übernehmen.
Es
gab, wie der Franzose unterderhand versicherte, auf der Welt nichts
Sonderbareres als diese Tanzstunden. Der Neffe, ein ziemlich großer,
schlanker junger Mann, der nur etwas sehr kurze Beine hatte, erschien
in einem roten Frack, schön frisiert, in grünen, weiten
Beinkleidern und glasierten Handschuhen. Er sprach wenig und mit
fremdem Akzent, war von Anfang ziemlich artig und anstellig; dann
verfiel er aber oft plötzlich in fratzenhafte Sprünge, tanzte die
kühnsten Touren, wobei er Entrechats machte, daß dem Tanzmeister
Hören und Sehen verging; wollte er ihn zurechtweisen, so zog er die
zierlichen Tanzschuhe von den Füßen, warf sie dem Franzosen an den
Kopf und setzte nun auf allen Vieren im Zimmer umher. Bei diesem Lärm
fuhr dann der alte Herr plötzlich in einem weiten, roten Schlafrock,
eine Mütze von Goldpapier auf dem Kopf, aus seinem Zimmer heraus und
ließ die Hetzpeitsche ziemlich unsanft auf den Rücken des Neffen
niederfallen. Der Neffe fing dann an, schrecklich zu heulen, sprang
auf Tische und hohe Kommoden, ja selbst an den Kreuzstöcken der
Fenster hinauf und sprach eine fremde, seltsame Sprache. Der Alte im
roten Schlafrock aber ließ sich nicht irremachen, faßte ihn am
Bein, riß ihn herab, bleute ihn durch und zog ihm mittels einer
Schnalle die Halsbinde fester an, worauf er immer wieder artig und
manierlich wurde und die Tanzstunde ohne Störung weiterging.
Als
aber der Tanzmeister seinen Zögling so weit gebracht hatte, daß man
Musik zu der Stunde nehmen konnte, da war der Neffe wie umgewandelt.
Ein Stadtmusikant wurde gemietet, der im Saal des öden Hauses auf
einen Tisch sich setzen mußte. Der Tanzmeister stellte dann die Dame
vor, indem ihm der alte Herr einen Frauenrock von Seide und einen
ostindischen Schal anziehen ließ; der Neffe forderte ihn auf und
fing nun an, mit ihm zu tanzen und zu walzen; er aber war ein
unermüdlicher, rasender Tänzer, er ließ den Meister nicht aus
seinen langen Armen; ob er ächzte und schrie, er mußte tanzen, bis
er ermattet umsank oder bis dem Stadtmusikus der Arm lahm wurde an
der Geige. Den Tanzmeister brachten diese Unterrichtsstunden beinahe
unter den Boden, aber der Taler, den er jedesmal richtig ausbezahlt
bekam, der gute Wein, den der Alte aufwartete, machten, daß er immer
wiederkam, wenn er auch den Tag zuvor sich fest vorgenommen hatte,
nicht mehr in das öde Haus zu gehen.
Die
Leute in Grünwiesel sahen aber die Sache ganz anders an als der
Franzose. Sie fanden, daß der junge Mann viele Anlagen zum
Gesellschaftlichen habe, und die Frauenzimmer im Städtchen freuten
sich, bei dem großen Mangel an Herren einen so flinken Tänzer für
den nächsten Winter zu bekommen.
Eines
Morgens berichteten die Mägde, die vom Markte heimkehrten, ihren
Herrschaften ein wunderbares Ereignis. Vor dem öden Hause sei ein
prächtiger Glaswagen gestanden, mit schönen Pferden bespannt, und
ein Bediensteter in reicher Livree habe den Schlag gehalten. Da sei
die Türe des öden Hauses aufgegangen und zwei schön gekleidete
Herren herausgetreten, wovon der eine der alte Fremde und der andere
wahrscheinlich der junge Herr gewesen, der so schwer Deutsch gelernt
und so rasend tanze. Die beiden seien in den Wagen gestiegen, der
Bedienstete hinten aufs Brett gesprungen, und der Wagen, man stelle
sich vor, sei geradezu auf Bürgermeisters Haus zugefahren.
Als
die Frauen solches von ihren Mägden erzählen hörten, rissen sie
eilends die Küchenschürzen und die etwas unsauberen Hauben ab und
versetzten sich in Staat; »es ist nichts gewisser«, sagten sie zu
ihrer Familie, indem alles umherrannte, um das Besuchszimmer, das
zugleich zu sonstigem Gebrauch diente, aufzuräumen, »es ist nichts
gewisser, als daß der Fremde jetzt seinen Neffen in die Welt
einführt. Der alte Narr war seit zehn Jahren nicht so artig, einen
Fuß in unser Haus zu setzen, aber es sei ihm wegen des Neffen
verziehen, der ein charmanter Mensch sein soll.« So sprachen sie und
ermahnten ihre Söhne und Töchter, recht manierlich auszusehen, wenn
die Fremden kämen, sich gerade zu halten und sich auch einer
besseren Aussprache zu bedienen als gewöhnlich. Und die klugen
Frauen im Städtchen hatten nicht unrecht geraten; denn nach der
Reihe fuhr der alte Herr mit seinem Neffen umher; sich und ihn in die
Gewogenheit der Familien zu empfehlen.
Man
war überall ganz erfüllt von den beiden Fremden und bedauerte,
nicht schon früher diese angenehme Bekanntschaft gemacht zu haben.
Der alte Herr zeigte sich als ein würdiger, sehr vernünftiger Mann,
der zwar bei allem, was er sagte, ein wenig lächelte, so daß man
nicht gewiß war, ob es ihm Ernst sei oder nicht, aber er sprach über
das Wetter, über die Gegend, über das Sommervergnügen auf dem
Keller am Berge so klug und durchdacht, daß jedermann davon
bezaubert war. Aber der Neffe! Er bezauberte alles, er gewann alle
Herzen für sich.
Man
konnte zwar, was sein Äußeres betraf, sein Gesicht nicht schön
nennen; der untere Teil, besonders die Kinnlade, stand allzusehr
hervor, und der Teint war sehr bräunlich; auch machte er zuweilen
allerlei sonderbare Grimassen, drückte die Augen zu und fletschte
mit den Zähnen; aber dennoch fand man den Schnitt seiner Züge
ungemein interessant. Es konnte nichts Beweglicheres, Gewandteres
geben als seine Gestalt. Die Kleider hingen ihm zwar etwas sonderbar
am Leib, aber es stand ihm alles trefflich; er fuhr mit großer
Lebendigkeit im Zimmer umher, warf sich hier aufs Sofa, dort in einen
Lehnstuhl und streckte die Beine von sich; aber was man bei einem
anderen jungen Mann höchst gemein und unschicklich gefunden hätte,
galt bei dem Neffen für Genialität.
»Er
ist ein Engländer«, sagte man, »so sind sie alle; ein Engländer
kann sich aufs Kanapee legen und einschlafen, während zehn Damen
keinen Platz haben und umherstehen müssen, einem Engländer kann man
so etwas nicht übelnehmen.« Gegen den alten Herrn, seinen Oheim,
war er sehr fügsam; denn wenn er anfing, im Zimmer umherzuhüpfen
oder, wie er gerne tat, die Füße auf den Sessel hinaufzuziehen, so
reichte ein ernsthafter Blick hin, ihn zur Ordnung zu bringen. Und
wie konnte man ihm so etwas übelnehmen, als vollends der Onkel in
jedem Haus zu der Dame sagte: »Mein Neffe ist noch ein wenig roh und
ungebildet; aber ich verspreche mir viel von der Gesellschaft, die
wird ihn gehörig formen und bilden, und ich empfehle ihn namentlich
Ihnen aufs angelegenste.«
So
war der Neffe also in die Welt eingeführt, und ganz Grünwiesel
sprach an diesem und den folgenden Tagen von nichts anderem als von
diesem Ereignis. Der alte Herr blieb aber hierbei nicht stehen; er
schien seine Denk- und Lebensart gänzlich geändert zu haben.
Nachmittags ging er mit dem Neffen hinaus in den Felsenkeller am
Berg, wo die vornehmeren Herren von Grünwiesel Bier tranken und sich
am Kegelschieben ergötzten. Der Neffe zeigte sich dort als ein
flinker Meister im Spiel; denn er warf nie unter fünf oder sechs;
hier und da schien zwar ein sonderbarer Geist über ihn zu kommen; es
konnte ihm einfallen, daß er pfeilschnell mit der Kugel hinaus- und
unter die Kegel hineinfuhr und dort allerhand tollen Rumor
anrichtete, oder wenn er den Kranz oder den König geworfen, stand er
plötzlich auf seinem schön frisierten Haar und streckte die Beine
in die Höhe, oder wenn ein Wagen vorbeifuhr, saß er, ehe man sich's
dessen versah, oben auf dem Kutschenhimmel und machte Grimassen
herab, fuhr so ein Stückchen weit mit und kam dann wieder zur
Gesellschaft gesprungen.
Der
alte Herr pflegte dann bei solchen Szenen den Bürgermeister und die
anderen Männer sehr um Entschuldigung zu bitten wegen der
Ungezogenheit seines Neffen; sie aber lachten, schrieben es seiner
Jugend zu, behaupteten, in diesem Alter selbst so leichtfüßig
gewesen zu sein, und liebten den jungen Springinsfeld, wie sie ihn
nannten, ungemein.
Es
gab aber auch Zeiten, wo sie sich nicht wenig über ihn ärgerten und
dennoch nichts zu sagen wagten, weil der junge Engländer allgemein
als ein Muster von Bildung und Verstand galt. Der alte Herr pflegte
nämlich mit seinem Neffen auch abends in den Goldenen Hirsch, das
Wirtshaus des Städtchens, zu kommen. Obgleich der Neffe noch ein
ganz junger Mensch war, tat er doch schon ganz wie ein Alter, setzte
sich hinter sein Glas, tat eine ungeheure Brille auf, zog eine
gewaltige Pfeife heraus, zündete sie an und dampfte unter allen am
ärgsten. Wurde nun über die Zeitungen, über Krieg und Frieden
gesprochen, gab der Doktor die Meinung, der Bürgermeister jene,
waren die anderen Herren ganz erstaunt über so tiefe politische
Kenntnisse, so konnte es dem Neffen plötzlich einfallen, ganz
anderer Meinung zu sein; er schlug dann mit der Hand, von welcher er
nie die Handschuhe ablegte, auf den Tisch und gab dem Bürgermeister
und dem Doktor nicht undeutlich zu verstehen, daß sie von diesem
allem nichts genau wüßten, daß er diese Sachen ganz anders gehört
habe und tiefere Einsicht besitze. Er gab dann in einem sonderbar
gebrochenen Deutsch seine Meinung preis, die alle, zum großen
Ärgernis des Bürgermeisters, ganz trefflich fanden; denn er mußte
als Engländer natürlich alles besser wissen.
Setzten
sich dann der Bürgermeister und der Doktor in ihrem Zorn, den sie
nicht laut werden lassen durften, zu einer Partie Schach, so rückte
der Neffe hinzu, schaute dem Bürgermeister mit seiner großen Brille
über die Schulter herein und tadelte diesen oder jenen Zug, sagte
dem Doktor, so und so müsse er ziehen, so daß beide Männer
heimlich ganz grimmig wurden. Bot ihm dann der Bürgermeister
ärgerlich eine Partie an, um ihn gehörig matt zu machen, denn er
hielt sich für einen zweiten Philidor, so schnallte der alte Herr
dem Neffen die Halsbinde fester zu, worauf dieser ganz artig und
manierlich wurde und den Bürgermeister matt machte.
Man
hatte bisher in Grünwiesel beinahe jeden Abend Karten gespielt, die
Partie um einen halben Kreuzer; das fand nun der Neffe erbärmlich,
setzte Kronentaler und Dukaten, behauptete, kein einziger spiele so
fein wie er, söhnte aber die beleidigten Herren gewöhnlich dadurch
wieder aus, daß er ungeheure Summen an sie verlor. Sie machten sich
auch gar kein Gewissen daraus, ihm recht viel Geld abzunehmen; denn
»er ist ja ein Engländer, also von Hause aus reich«, sagten sie
und schoben die Dukaten in die Tasche.
So
kam der Neffe des fremden Herrn in kurzer Zeit bei Stadt und Umgegend
in ungemeines Ansehen. Man konnte sich seit Menschengedenken nicht
erinnern, einen jungen Mann dieser Art in Grünwiesel gesehen zu
haben, und es war die sonderbarste Erscheinung, die man je bemerkt.
Man konnte nicht sagen, daß der Neffe irgend etwas gelernt hätte
als etwa tanzen. Latein und Griechisch waren ihm, wie man zu sagen
pflegt, böhmische Dörfer. Bei einem Gesellschaftsspiel in
Bürgermeisters Hause sollte er etwas schreiben, und es fand sich,
daß er nicht einmal seinen Namen schreiben konnte; in der Geographie
machte er die auffallendsten Schnitzer; denn es kam ihm nicht darauf
an, eine deutsche Stadt nach Frankreich oder eine dänische nach
Polen zu versetzen, er hatte nichts gesehen, nichts studiert, und der
Oberpfarrer schüttelte oft bedenklich den Kopf über die rohe
Unwissenheit des jungen Mannes; aber dennoch fand man alles
trefflich, was er tat oder sagte; denn er war so unverschämt, immer
recht haben zu wollen, und das Ende jeder seiner Reden war: »Ich
verstehe das besser!«
So
kam der Winter heran, und jetzt erst trat der Neffe mit noch größerer
Glorie auf. Man fand jede Gesellschaft langweilig, wo nicht er
zugegen war, man gähnte, wenn ein vernünftiger Mann etwas sagte;
wenn aber der Neffe selbst das törichteste Zeug in schlechtem
Deutsch vorbrachte, war alles Ohr. Es fand sich jetzt, daß der
treffliche junge Mann auch ein Dichter war; denn nicht leicht verging
ein Abend, an welchem er nicht einiges Papier aus der Tasche zog und
der Gesellschaft einige Sonette vorlas. Es gab zwar einige Leute, die
von dem einen Teil dieser Dichtungen behaupteten, sie seien schlecht
und ohne Sinn, einen anderen Teil wollten sie schon irgendwo gedruckt
gelesen haben; aber der Neffe ließ sich nicht irremachen, er las und
las, machte dann auf die Schönheiten seiner Verse aufmerksam, und
jedesmal erfolgte rauschender Beifall.
Sein
Triumph waren aber die Grünwieseler Bälle. Es konnte niemand
anhaltender, schneller tanzen als er; keiner machte so kühne und
ungemein zierliche Spränge wie er. Dabei kleidete ihn sein Onkel
immer aufs prächtigste nach dem neuesten Geschmack, und obgleich ihm
die Kleider nicht recht am Leibe sitzen wollten, fand man dennoch,
daß ihn alles allerliebst kleide. Die Männer fanden sich zwar bei
diesen Tänzen etwas beleidigt durch die neue Art, womit er auftrat.
Sonst hatte immer der Bürgermeister in eigener Person den Ball
eröffnet, die vornehmsten jungen Leute hatten das Recht, die übrigen
Tänze anzuordnen aber seit der fremde junge Herr erschien, war dies
alles ganz anders. Ohne viel zu fragen, nahm er die nächste beste
Dame bei der Hand, stellte sich mit ihr oben an, machte alles, wie es
ihm gefiel, und war Herr und Meister und Ballkönig. Weil aber die
Frauen diese Manieren ganz trefflich und angenehm fanden, so durften
die Männer nichts dagegen einwenden, und der Neffe blieb bei seiner
selbstgewählten Würde.
Das
größte Vergnügen schien ein solcher Ball dem alten Herrn zu
gewähren; er verwandte kein Auge von seinem Neffen, lächelte immer
in sich hinein, und wenn alle Welt herbeiströmte, um ihm über den
anständigen, wohlgezogenen Jüngling Lobsprüche zu erteilen, so
konnte er sich vor Freude gar nicht fassen; er brach dann in ein
lustiges Gelächter aus und bezeugte sich wie närrisch; die
Grünwieseler schrieben diese sonderbaren Ausbrüche der Freude
seiner großen Liebe zu dem Neffen zu und fanden es ganz in der
Ordnung. Doch hier und da mußte er auch sein väterliches Ansehen
gegen den Neffen anwenden. Denn mitten in den zierlichsten Tänzen
konnte es dem jungen Mann einfallen, mit einem kühnen Sprung auf die
Tribüne, wo die Stadtmusikanten saßen, zu setzen, dem Organisten
den Kontrabaß aus der Hand zu reißen und schrecklich darauf
umherzukratzen; oder er wechselte auf einmal und tanzte auf den
Händen, indem er die Beine in die Höhe streckte. Dann pflegte ihn
der Onkel auf die Seite zu nehmen, machte ihm dort ernstliche Vowürfe
und zog ihm die Halsbinde fester an, daß er wieder ganz gesittet
wurde.
So
betrug sich nun der Neffe in Gesellschaft und auf Bällen. Wie es
aber mit den Sitten zu geschehen pflegt, die schlechten verbreiten
sich immer leichter als die guten, und eine neue, auffallende Mode,
wenn sie auch höchst lächerlich sein solle, hat etwas Ansteckendes
an sich für junge Leute, die noch nicht über sich selbst und die
Welt nachgedacht haben. So war es auch in Grünwiesel mit dem Neffen
und seinen sonderbaren Sitten. Als nämlich die junge Welt sah, wie
derselbe mit seinem linkischen Wesen, mit seinem rohen Lachen und
Schwatzen, mit seinen groben Antworten gegen Ältere eher geschätzt
als getadelt werde, daß man dies alles sogar sehr geistreich finde,
so dachten sie bei sich: »Es ist mir ein leichtes, auch solch ein
geistreicher Schlingel zu werden.« Sie waren sonst fleißige,
geschickte junge Leute gewesen; jetzt dachten sie: »Zu was hilft
Gelehrsamkeit, wenn man mit Unwissenheit besser fortkömmt?« Sie
ließen die Bücher liegen und trieben sich überall umher auf
Plätzen und Straßen. Sonst waren sie artig gewesen und höflich
gegen jedermann, hatten gewartet, bis man sie fragte, und anständig
und bescheiden geantwortet; jetzt standen sie in die Reihe der
Männer, schwatzten mit, gaben ihre Meinung preis und lachten selbst
dem Bürgermeister unter die Nase, wenn er etwas sagte, und
behaupteten, alles viel besser zu wissen.
Sonst
hatten die jungen Grünwieser Abscheu gehegt gegen rohes und gemeines
Wesen. Jetzt sangen sie allerlei schlechte Lieder, rauchten aus
ungeheuren Pfeifen Tabak und trieben sich in gemeinen Kneipen umher;
auch kauften sie sich, obgleich sie ganz gut sahen, große Brillen,
setzten solche auf die Nase und glaubten nun, gemachte Leute zu sein;
denn sie sahen ja aus wie der berühmte Neffe. Zu Hause oder wenn sie
auf Besuch waren, lagen sie mit Stiefeln und Sporen auf dem Kanapee,
schaukelten sich auf dem Stuhl in guter Gesellschaft oder stützten
die Wangen in beide Fäuste, die Ellbogen aber auf den Tisch, was nun
überaus reizend anzusehen war. Umsonst sagten ihnen ihre Mütter und
Freunde, wie töricht, wie unschicklich dies alles sei, sie beriefen
sich auf das glänzende Beispiel des Neffen. Umsonst stellte man
ihnen vor, daß man dem Neffen, als einem jungen Engländer, eine
gewisse Nationalroheit verzeihen müsse, die jungen Grünwieseler
behaupteten, ebensogut als der beste Engländer das Recht zu haben,
auf geistreiche Weise ungezogen zu sein; kurz, es war ein Jammer, wie
durch das böse Beispiel des Neffen die Sitten und guten Gewohnheiten
in Grünwiesel völlig untergingen.
Aber
die Freude der jungen Leute an ihrem rohen, ungebundenen Leben
dauerte nicht lange; denn folgender Vorfall veränderte auf einmal
die ganze Szene: Die Wintervergnügungen sollte ein großes Konzert
beschließen, das teils von den Stadtmusikanten, teils von
geschickten Musikfreunden in Grünwiesel aufgeführt werden sollte.
Der Bürgermeister spielte das Violoncell, der Doktor das Fagott ganz
vortrefflich, der Apotheker, obgleich er keinen rechten Ansatz hatte,
blies die Flöte, einige Jungfrauen aus Grünwiesel hatten Arien
einstudiert, und alles war trefflich vorbereitet. Da äußerte der
alte Fremde, daß zwar das Konzert auf diese Art trefflich werden
würde, es fehle aber offenbar an einem Duett, und ein Duett müsse
in jedem ordentlichen Konzert notwendigerweise vorkommen. Man war
etwas betreten über diese Äußerung; die Tochter des Bürgermeisters
sang zwar wie eine Nachtigall; aber wo einen Herrn herbekommen, der
mit ihr ein Duett singen könnte? Man wollte endlich auf den alten
Organisten verfallen, der einst einen trefflichen Baß gesungen
hatte; der Fremde aber behauptete, dies alles sei nicht nötig, indem
sein Neffe ganz ausgezeichnet singe. Man war nicht wenig erstaunt
über diese neue treffliche Eigenschaft des jungen Mannes; er mußte
zur Probe etwas singen, und einige sonderbare Manieren abgerechnet,
die man für englisch hielt, sang er wie ein Engel. Man studierte
also in der Eile das Duett ein, und der Abend erschien endlich, an
welchem die Ohren der Grünwieseler durch das Konzert erquickt werden
sollten.
Der
alte Fremde konnte leider dem Triumph seines Neffen nicht beiwohnen,
weil er krank war; er gab aber dem Bürgermeister, der ihn eine
Stunde zuvor noch besuchte, einige Maßregeln über seinen Neffen
auf. »Er ist eine gute Seele, mein Neffe«, sagte er, »aber hier
und da verfällt er in allerlei sonderbare Gedanken und fängt dann
tolles Zeug an; es ist mir eben deswegen leid, daß ich dem Konzert
nicht beiwohnen kann; denn vor mir nimmt er sich gewaltig in acht, er
weiß wohl, warum! Ich muß übrigens zu seiner Ehre sagen, daß dies
nicht geistiger Mutwillen ist, sondern es ist körperlich, es liegt
in seiner Natur. Wollten Sie nun, Herr Bürgermeister, wenn er etwa
in solche Gedanken verfiele, daß er sich auf ein Notenpult setzte
oder daß er durchaus den Kontrabaß streichen wollte oder
dergleichen, wollten Sie ihm dann nur seine hohe Halsbinde etwas
lockerer machen oder, wenn es auch dann nicht besser wird, ihm solche
ganz ausziehen, Sie werden sehen, wie artig und manierlich er dann
wird.«
Der
Bürgermeister dankte dem Kranken für sein Zutrauen und versprach,
im Fall der Not also zu tun, wie er ihm geraten.
Der
Konzertsaal war gedrängt voll; denn ganz Grünwiesel und die
Umgegend hatten sich eingefunden. Alle Jäger, Pfarrer, Amtleute,
Landwirte und dergleichen aus dem Umkreis von drei Stunden waren mit
zahlreicher Familie herbeigeströmt, um den seltenen Genuß mit den
Grünwieselern zu teilen. Die Stadtmusikanten hielten sich
vortrefflich; nach ihnen trat der Bürgermeister auf, der das
Violoncell spielte, begleitet vom Apotheker, der die Flöte blies;
nach diesen sang der Organist eine Baßarie mit allgemeinem Beifall,
und auch der Doktor wurde nicht wenig beklatscht, als er auf dem
Fagott sich hören ließ.
Die
erste Abteilung des Konzertes war vorbei, und jedermann war nun auf
die zweite gespannt, in welcher der junge Fremde mit des
Bürgermeisters Tochter ein Duett vortragen sollte. Der Neffe war in
einem glänzenden Anzug erschienen und hatte schon längst die
Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich gezogen. Er hatte sich
nämlich, ohne viel zu fragen, in den prächtigen Lehnstuhl gelegt,
der für eine Gräfin aus der Nachbarschaft hergesetzt worden war; er
streckte die Beine weit von sich, schaute jedermann durch ein
ungeheueres Perspektiv an, das er noch außer seiner großen Brille
gebrauchte, und spielte mit einem großen Fleischerhund, den er trotz
des Verbotes, Hunde mitzunehmen, in die Gesellschaft eingeführt
hatte. Die Gräfin, für welche der Lehnstuhl bereitet war, erschien;
aber wer keine Miene machte, aufzustehen und ihr den Platz
einzuräumen, war der Neffe; er setzte sich im Gegenteil noch
bequemer hinein, und niemand wagte es, dem jungen Mann etwas darüber
zu sagen; die vornehme Dame aber mußte auf einem ganz gemeinen
Strohsessel mitten unter den übrigen Frauen des Städtchens sitzen
und soll sich nicht wenig geärgert haben.
Während
des herrlichen Spieles des Bürgermeisters, während des Organisten
trefflicher Baßarie, ja sogar während der Doktor auf dem Fagott
phantasierte und alles den Atem anhielt und lauschte, ließ der Neffe
den Hund das Schnupftuch apportieren oder schwatzte ganz laut mit
seinen Nachbarn, so daß jedermann, der ihn nicht kannte, über die
absonderlichen Sitten des jungen Herrn sich wunderte.
Kein
Wunder daher, daß alles sehr begierig war, wie er sein Duett
vortragen würde. Die zweite Abteilung begann; die Stadtmusikanten
hatten etwas weniges aufgespielt, und nun trat der Bürgermeister mit
seiner Tochter zu dem jungen Mann, überreichte ihm ein Notenblatt
und sprach: »Mosjöh, wäre es Ihnen jetzt gefällig, das Duetto zu
singen?« Der junge Mann lachte, fletschte mit den Zähnen, sprang
auf, und die beiden anderen folgten ihm an das Notenpult, und die
ganze Gesellschaft war voll Erwartung. Der Organist schlug den Takt
und winkte dem Neffen, anzufangen. Dieser schaute durch seine großen
Brillengläser in die Noten und stieß greuliche, jämmerliche Töne
aus. Der Organist aber schrie ihm zu: »Zwei Töne tiefer, Wertester,
C müssen Sie singen, C!«
Statt
aber C zu singen, zog der Neffe einen seiner Schuhe ab und warf ihn
dem Organisten an den Kopf, daß der Puder weit umherflog. Als dies
der Bürgermeister sah, dachte er. »Ha, jetzt hat er wieder seine
körperlichen Zufälle!«, sprang hinzu, packte ihn am Hals und band
ihm das Tuch etwas leichter; aber dadurch wurde es nur noch schlimmer
mit dem jungen Mann. Er sprach nicht mehr Deutsch, sondern eine ganz
sonderbare Sprache, die niemand verstand, und machte große Sprünge.
Der Bürgermeister war in Verzweiflung über diese unangenehme
Störung; er faßte daher den Entschluß, dem jungen Mann, dem etwas
ganz Besonderes zugestoßen sein mußte, das Halstuch vollends
abzulösen. Aber kaum hatte er dies getan, so blieb er vor Schrecken
wie erstarrt stehen; denn statt menschlicher Haut und Farbe umgab den
Hals des jungen Menschen ein dunkelbraunes Fell, und alsobald setzte
derselbe auch seine Sprünge noch höher und sonderbarer fort, fuhr
sich mit den glasierten Handschuhen in die Haare, zog diese ab, und o
Wunder, diese schönen Haare waren eine Perücke, die er dem
Bürgermeister ins Gesicht warf, und sein Kopf erschien jetzt mit
demselben braunen Fell bewachsen.
Er
setzte über Tische und Bänke, warf die Notenpulte um, zertrat
Geigen und Klarinette und erschien wie ein Rasender. »Fangt ihn,
fangt ihn!« rief der Bürgermeister ganz außer sich, »er ist von
Sinnen, fangt ihn!« Das war aber eine schwierige Sache; denn er
hatte die Handschuhe abgezogen und zeigte Nägel an den Händen, mit
welchen er den Leuten ins Gesicht fuhr und sie jämmerlich kratzte.
Endlich gelang es einem mutigen Jäger, seiner habhaft zu werden. Er
preßte ihm die langen Arme zusammen, daß er nur noch mit den Füßen
zappelte und mit heiserer Stimme lachte und schrie. Die Leute
sammelten sich umher und betrachteten den sonderbaren jungen Herrn,
der jetzt gar nicht mehr aussah wie ein Mensch. Aber ein gelehrter
Herr aus der Nachbarschaft, der ein großes Naturalienkabinett und
allerlei ausgestopfte Tiere besaß, trat näher, betrachtete ihn
genau und rief dann voll Verwunderung: »Mein Gott, verehrte Herren
und Damen, wie bringen Sie nur dies Tier in honette Gesellschaft, das
ist ja ein Affe, der Homo Troglodytes Linnaei, ich gebe sogleich
sechs Taler für ihn, wenn Sie mir ihn ablassen, und balge ihn aus
für mein Kabinett.«
Wer
beschreibt das Erstaunen der Grünwieseler, als sie dies hörten!
»Was, ein Affe, ein Orang-Utan in unserer Gesellschaft? Der junge
Fremde ein ganz gewöhnlicher Affe?« riefen sie und sahen einander
ganz dumm vor Verwunderung an. Man wollte nicht glauben, man traute
seinen Ohren nicht, die Männer untersuchten das Tier genauer, aber
es war und blieb ein ganz natürlicher Affe.
»Aber,
wie ist dies möglich!« rief die Frau Bürgermeister. »Hat er mir
nicht oft seine Gedichte vorgelesen? Hat er nicht wie ein anderer
Mensch bei mir zu Mittag gespeist?«
»Was?«
eiferte die Frau Doktorin. »Wie? Hat er nicht oft und viel den
Kaffee bei mir getrunken und mit meinem Manne gelehrt gesprochen und
geraucht?«
»Wie!
Ist es möglich!« riefen die Männer. »Hat er nicht mit uns am
Felsenkeller Kugeln geschoben und über Politik gestritten wie
unsereiner?«
»Und
wie?« klagten sie alle. »Hat er nicht sogar vorgetanzt auf unseren
Bällen? Ein Affe! Ein Affe? Es ist ein Wunder, es ist Zauberei!«
sagten die Bürger. »Ja, es ist Zauberei und teuflischer Spuk«,
sagte der Bürgermeister, indem er das Halstuch des Neffen oder Affen
herbeibrachte. »Seht! In diesem Tuch steckte der ganze Zauber, der
ihn in unseren Augen liebenswürdig machte. Da ist ein breiter
Streifen elastischen Pergaments, mit allerlei wunderlichen Zeichen
beschrieben. Ich glaube gar, es ist Lateinisch; kann es niemand
lesen?«
Der
Oberpfarrer, ein gelehrter Mann, der oft an den Affen eine Partie
Schach verloren hatte, trat hinzu, betrachtete das Pergament und
sprach: »Mitnichten! Es sind nur lateinische Buchstaben, es heißt:
DER
– AFFE – SEHR – POSSIERLICH – IST – ZUMAL – WANN – ER –
VOM – APFEL – FRISST –
Ja,
ja, es ist höllischer Betrug, eine Art von Zauberei«, fuhr er fort,
»und es muß exemplarisch bestraft werden.«
Der
Bürgermeister war derselben Meinung und machte sich sogleich auf den
Weg zu dem Fremden, der ein Zauberer sein mußte, und sechs
Stadtsoldaten trugen den Affen; denn der Fremde sollte sogleich ins
Verhör genommen werden.
Sie
kamen, umgeben von einer ungeheuren Anzahl Menschen, an das öde
Haus; denn jedermann wollte sehen, wie sich die Sache weiter begeben
würde. Man pochte an das Haus, man zog die Glocke, aber vergeblich,
es zeigte sich niemand. Da ließ der Bürgermeister in seiner Wut die
Türe einschlagen und begab sich hierauf in die Zimmer des Fremden.
Aber dort war nichts zu sehen als allerlei alter Hausrat. Der fremde
Mann war nicht zu finden. Auf seinem Arbeitstisch aber lag ein
großer, versiegelter Brief, an den Bürgermeister überschrieben,
den dieser auch sogleich öffnete. Er las:
»Meine
lieben Grünwieseler!
Wenn
Ihr dies leset, bin ich nicht mehr in Eurem Städtchen, und Ihr
werdet dann längst erfahren haben, wes Standes und Vaterlandes mein
lieber Neffe ist. Nehmet den Scherz, den ich mit Euch erlaubte, als
eine gute Lehre auf, einen Fremden, der für sich leben will, nicht
in Eure Gesellschaft zu nötigen. Ich selbst fühlte mich zu gut, um
Euer ewiges Klatschen, um Eure schlechten Sitten und Euer
lächerliches Wesen zu teilen. Darum erzog ich einen jungen
Orang-Utan, den Ihr als meinen Stellvertreter so liebgewonnen habt.
Lebet wohl und benützet diese Lehre nach Kräften!«
Die
Grünwieseler schämten sich nicht wenig vor dem ganzen Land. Ihr
Trost war, daß dies alles mit unnatürlichen Dingen zugegangen sei.
Am meisten schämten sich aber die jungen Leute in Grünwiesel, weil
sie die schlechten Gewohnheiten und Sitten des Affen nachgeahmt
hatten. Sie stemmten von jetzt an keinen Ellbogen mehr auf, sie
schaukelten nicht mit dem Sessel, sie schwiegen, bis sie gefragt
wurden, sie legten die Brillen ab und waren artig und gesittet wie
zuvor, und wenn je einer wieder in solche schlechten, lächerlichen
Sitten verfiel, so sagten die Grünwieseler: »Es ist ein Affe.« Der
Affe aber, welcher so lange die Rolle eines jungen Herrn gespielt
hatte, wurde dem gelehrten Mann, der ein Naturalienkabinett besaß,
überantwortet. Dieser läßt ihn in seinem Hof umhergehen, füttert
ihn und zeigt ihn als Seltenheit jedem Fremden, wo er noch bis auf
den heutigen Tag zu sehen ist.
<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
Es
entstand ein Gelächter im Saal, als der Sklave geendet hatte, und
auch die jungen Männer lachten mit. »Es muß doch sonderbare Leute
geben unter diesen Franken, und wahrhaftig, da bin ich lieber beim
Scheik und Mufti in Alessandria als in Gesellschaft des Oberpfarrers,
des Bürgermeisters und ihrer törichten Frauen in Grünwiesel!«
»Da
hast du gewiß recht gesprochen«, erwiderte der junge Kaufmann. »In
Frankistan möchte ich nicht tot sein. Die Franken sind ein rohes,
wildes, barbarisches Volk, und für einen gebildeten Türken oder
Perser müßte es schrecklich sein, dort zu leben.«
»Das
werdet ihr bald hören«, versprach der Alte, »so viel mir der
Sklavenaufseher sagte, wird der schöne junge Mann dort vieles von
Frankistan erzählen; denn er war lange dort und ist doch seiner
Geburt nach ein Muselmann.«
»Wie,
jener, der zuletzt sitzt in der Reihe? Wahrlich, es ist eine Sünde,
daß der Herr Scheik diesen losgibt! Es ist der schönste Sklave im
ganzen Land; schaut nur dieses mutige Gesicht, dieses kühne Auge,
diese schöne Gestalt! Er kann ihm ja leichte Geschäfte geben; er
kann ihn zum Fliegenwedeler machen oder zum Pfeifenträger; es ist
ein Spaß, ein solches Amt zu versehen, und wahrlich, ein solcher
SkIave ist die Zierde von einem ganzen Haus. Und erst drei Tage hat
er ihn und gibt ihn weg? Es ist Torheit, es ist Sünde!«
»Tadelt
ihn doch nicht, ihn, der weiser ist als ganz Ägypten!« sprach der
Alte mit Nachdruck. »Sagte ich euch nicht schon, daß er ihn
losläßt, weil er glaubt, den Segen Allahs dadurch zu verdienen? Ihr
sagt, er ist schön und wohlgebildet, und ihr sprecht die Wahrheit.
Aber der Sohn des Scheik, den der Prophet in sein Vaterhaus
zurückbringen möge, der Sohn des Scheik war ein schöner Knabe und
muß jetzt auch groß sein und wohlgebildet. Soll er also das Gold
sparen und einen wohlfeilen, verwachsenen Sklaven hingeben in der
Hoffnung, seinen Sohn dafür zu bekommen? Wer etwas tun will in der
Welt, der tut es lieber gar nicht oder – recht!«
»Und
sehet, des Scheik Augen sind immer auf diesen Sklaven geheftet; ich
bemerkte es schon den ganzen Abend. Während der Erzählungen
streifte oft sein Blick dorthin und verweilte auf den edlen Zügen
des Freigelassenen. Es muß ihn doch ein wenig schmerzen, ihn
freizugeben.«
»Denke
nicht also von dem Mann! Meinst du, tausend Tomans schmerzen ihn, der
jeden Tag das Dreifache einnimmt?« sagte der alte Mann. »Aber wenn
sein Blick mit Kummer auf dem Jüngling weilt, so denkt er wohl an
seinen Sohn, der in der Fremde schmachtet; er denkt wohl, ob dort
vielleicht ein barmerziger Mann wohne, der ihn loskaufe und
zurückschicke zum Vater. «
»Ihr
mögt recht haben«, erwiderte der junge Kaufmann, »und ich schäme
mich, daß ich von den Leuten nur immer das Gemeinere und Unedle
denke, während Ihr lieber eine schöne Gesinnung unterlegt. Und doch
sind die Menschen in der Regel schlecht, habt Ihr dies nicht auch
gefunden, Alter?«
»Gerade,
weil ich dies nicht gefunden habe, denke ich gerne gut von den
Menschen«, antwortete dieser, »es ging mir gerade wie euch; ich
lebte so in den Tag hinein, hörte viel Schlimmes von den Menschen,
mußte selbst an mir viel Schlechtes erfahren und fing an, die
Menschen alle für schlechte Geschöpfe zu halten. Doch da fiel mir
bei, daß Allah, der so gerecht ist als weise, nicht dulden könnte,
daß ein so verworfenes Geschlecht auf dieser schönen Erde hause.
Ich dachte nach über das, was ich gesehen, was ich erlebt hatte, und
siehe – ich hatte nur das Böse gezählt und das Gute vergessen.
Ich hatte nicht achtgegeben, wenn einer eine Handlung der
Barmherzigkeit übte, ich hatte es natürlich gefunden, wenn ganze
Familien tugendhaft lebten und gerecht waren; so oft ich aber Böses,
Schlechtes hörte, hatte ich es wohl angemerkt in meinem Gedächtnis.
Da fing ich an, mit ganz anderen Augen um mich zu schauen; es freute
mich, wenn ich das Gute nicht so sparsam keimen sah, wie ich anfangs
dachte; ich bemerkte das Böse weniger, oder es fiel mir nicht so
sehr auf, und so lernte ich die Menschen lieben, lernte Gutes von
ihnen denken und habe mich in langen Jahren seltener geirrt, wenn ich
von einem Gutes sprach, als wenn ich ihn für geizig oder gemein oder
gottlos hielt.«
Der
Alte wurde bei diesen Worten von dem Aufseher der Sklaven
unterbrochen, der zu ihm trat und sprach: »Mein Herr, der Scheik von
Alessandria, Ali Banu, hat Euch mit Wohlgefallen in seinem Saale
bemerkt und ladet Euch ein, zu ihm zu treten und Euch neben ihn zu
setzen.«
Die
jungen Leute waren nicht wenig erstaunt über die Ehre, die dem Alten
widerfahren sollte, den sie für einen Bettler gehalten, und als
dieser hingegangen war, sich zu dem Scheik zu setzen, hielten sie den
Sklavenaufseher zurück, und der Schreiber fragte ihn: »Beim Bart
des Propheten beschwöre ich dich, sage uns, wer ist dieser alte
Mann, mit dem wir sprachen und den der Scheik also ehrt?«
»Wie!«
rief der Aufseher der Sklaven und schlug vor Verwunderung die Hände
zusammen. »Diesen Mann kennet ihr nicht?«
»Nein,
wir wissen nicht, wer er ist.«
»Aber
ich sah euch doch schon einigemal mit ihm auf der Straße sprechen,
und mein Herr, der Scheik, hat dies auch bemerkt und erst letzthin
gesagt: 'Das müssen wackere junge Leute sein, die dieser Mann eines
Gespräches würdigt.'«
»Aber,
so sage doch, wer er ist!« rief der junge Kaufmann in höchster
Ungeduld.
»Gehet,
Ihr wollet mich nur zum Narren haben«, antwortete der
Sklavenaufseher. »In diesen Saal kommt sonst niemand, wer nicht
ausdrücklich eingeladen ist, und heute ließ der Alte dem Scheik
sagen, er werde einige junge Männer in seinen Saal mitbringen, wenn
es ihm nicht ungelegen sei, und Ali Banu ließ ihm sagen, er habe
über sein Haus zu gebieten.«
»Lasse
uns nicht länger in Ungewißheit; so wahr ich lebe, ich weiß nicht,
wer dieser Mann ist. Wir lernten ihn zufällig kennen und sprachen
mit ihm.«
»Nun,
dann dürfet ihr euch glücklich preisen; denn ihr habt mit einem
gelehrten, berühmten Mann gesprochen, und alle Anwesenden ehren und
bewundern euch deshalb; es ist niemand anders als Mustapha, der
gelehrte Derwisch.«
»Mustapha,
der weise Mustapha, der den Sohn des Scheik erzogen hat? Der viele
gelehrte Bücher schrieb, der große Reisen machte in alle Weltteile!
Mit Mustapha haben wir gesprochen? Und gesprochen, als wär' er
unsereiner, so ganz ohne alle Ehrerbietung?« So sprachen die jungen
Männer untereinander und waren sehr beschämt; denn der Derwisch
Mustapha galt damals für den weisesten und gelehrtesten Mann im
ganzen Morgenland.
»Tröst'
euch darüber«, antwortete der Sklavenaufseher, seid froh, daß ihr
ihn nicht kanntet; er kann es nicht leiden, wenn man ihn lobt, und
hättet ihr ihn ein einziges Mal die Sonne der Gelehrsamkeit oder das
Gestirn der Weisheit genannt, wie es gebräuchlich ist bei Männern
dieser Axt, er hätte euch von Stund' an verlassen. Doch ich muß
jetzt zurück zu den Leuten, die heute erzählen. Der, der jetzt
kommt, ist tief hinten in Frankistan gebürtig, wollen sehen, was er
weiß.«
So
sprach der Sklavenaufseher; der aber, an welchen jetzt die Reihe zu
erzählen kam, stand auf und sprach: »Herr! ich bin aus einem Lande,
das weit gegen Mitternacht liegt, Norwegen genannt, wo die Sonne
nicht, wie in deinem gesegneten Vaterlande, Feigen und Zitronen
kocht, wo sie nur wenige Monde über die grüne Erde scheint und ihr
im Flug sparsame Blüten und Früchte entlockt. Du sollst, wenn es
dir angenehm ist, ein paar Märchen hören, wie man sie bei uns in
den warmen Stuben erzählt, wenn das Nordlicht über die Schneefelder
flimmert.« (Im Märchenalmanach auf das Jahr 1827 standen hier »Das
Fest der Unterirdischen« (norwegisches Märchen nach mündlicher
Überlieferung) und »Schneeweißchen und Rosenrot« von Wilhelm
Grimm)
Noch
waren die jungen Männer im Gespräch über diese Märchen und über
den Alten, den Derwisch Mustapha; sie fühlten sich nicht wenig
geehrt, daß ein so alter und berühmter Mann sie seiner
Aufmerksamkeit gewürdigt und sogar öfters mit ihnen gesprochen und
gestritten hatte. Da kam plötzlich der Aufseher der Sklaven zu ihnen
und lud sie ein, ihm zum Scheik zu folgen, der sie sprechen wolle.
Den
Jünglingen pochte das Herz. Noch nie hatten sie mit einem so
vornehmen Mann gesprochen, nicht einmal allein, viel weniger in so
großer Gesellschaft. Doch sie faßten sich, um nicht als Toren zu
erscheinen, und folgten dem Aufseher der Sklaven zum Scheik. Ali Banu
saß auf einem reichen Polster und nahm Sorbet zu sich. Zu seiner
Rechten saß der Alte, sein dürftiges Kleid ruhte auf herrlichen
Polstern, seine ärmlichen Sandalen hatte er auf einen reichen
Teppich von persischer Arbeit gestellt; aber sein schöner Kopf, sein
Auge voll Würde und Weisheit zeigten an, daß er würdig sei, neben
einem Mann wie dem Scheik zu sitzen.
Der
Scheik war sehr ernst, und der Alte schien ihm Trost und Mut
zuzusprechen. Die Jünglinge glaubten auch in ihrem Ruf vor das
Angesicht des Scheik eine List des Alten zu entdecken, der
wahrscheinlich den trauernden Vater durch ein Gespräch mit ihnen
zerstreuen wollte.
»Willkommen,
ihr jungen Männer« , sprach der Scheik, »willkommen in dem Hause
Ali Banus! Mein alter Freund hier hat sich meinen Dank verdient, daß
er euch hier einführte; doch zürnte ich ihm ein wenig, daß er mich
nicht früher mit euch bekannt machte. Wer von euch ist denn der
junge Schreiber?«
»Ich,
o Herr und zu Euren Diensten!« sprach der junge Schreiber, indem er
die Arme über der Brust kreuzte und sich tief verbeugte.
»Ihr
hört also gerne Geschichten und leset gerne Bücher mit schönen
Versen und Denksprüchen?«
Der
junge Mensch erschrak und errötete; denn ihm fiel bei, wie er damals
den Scheik bei dem Alten getadelt und gesagt hatte, an seine Stelle
würde er sich erzählen oder aus Büchern vorlesen lassen. Er war
dem schwatzhaften Alten, der dem Scheik gewiß alles verraten hatte,
in diesem Augenblicke recht gram, warf ihm einen bösen Blick zu und
sprach dann: »O Herr! Allerdings kenne ich für meinen Teil keine
angenehmere Beschäftigung, als mit dergleichen den Tag zuzubringen.
Es bildet den Geist und vertreibt die Zeit. Aber jeder nach seiner
Weise! Ich tadle darum gewiß keinen, der nicht –«
»Schon
gut, schon gut«, unterbrach ihn der Scheik lachend und winkte den
zweiten herbei.
»Wer
bist denn du?« fragte er ihn.
»Herr,
ich bin meines Amtes der Gehilfe eines Arztes und habe selbst schon
einige Kranke geheilt.«
»Richtig«,
erwiderte der Scheik, »und Ihr seid es auch, der das Wohlleben
liebet; Ihr möchtet gerne mit guten Freunden hier und da tafeln und
guter Dinge sein? Nicht wahr, ich habe es erraten?«
Der
junge Mann war beschämt; er fühlte, daß er verraten war und daß
der Alte auch von ihm gebeichtet haben mußte. Er faßte sich aber
ein Herz und antwortete: »O ja, Herr, ich rechne es unter des Lebens
Glückseligkeiten, hier und da mit guten Freunden fröhlich sein zu
können. Mein Beutel reicht nun zwar nicht weiter hin, als meine
Freunde mit Wassermelonen oder dergleichen wohlfeilen Sachen zu
bewirten; doch sind wir auch dabei fröhlich, und es läßt sich
denken, daß wir es noch um ein gutes Teil mehr wären, wenn ich mehr
Geld hätte.«
Dem
Scheik gefiel diese beherzte Antwort, und er konnte sich nicht
enthalten, darüber zu lachen. »Welcher ist denn der junge
Kaufmann?« fragte er weiter.
Der
junge Kaufmann verbeugte sich mit freiem Anstand vor dem Scheik; denn
er war ein Mensch von guter Erziehung; der Scheik aber sprach: »Und
Ihr? Ihr habt Freude an Musik und Tanz? Ihr höret es gerne, wenn
gute Künstler etwas spielen und singen und sehet gerne Tänzer
künstliche Tänze ausführen?« Der junge Kaufmann antwortete: »Ich
sehe wohl, o Herr, daß jener alte Mann, um Euch zu belustigen,
unsere Torheiten insgesamt verraten hat. Wenn es ihm gelang, Euch
dadurch aufzuheitern, so habe ich gerne zu Eurem Scherz gedient. Was
aber Musik und Tanz betrifft, so gestehe ich, es gibt nicht leicht
etwas, was mein Herz also vergnügt. Doch glaubet nicht, daß ich
deswegen Euch tadle, o Herr, wenn Ihr nicht ebenfalls –«
»Genug,
nicht weiter!« rief der Scheik, lächelnd mit der Hand abwehrend.
»Jeder nach seiner Weise, wollet Ihr sagen; aber dort steht ja noch
einer; das ist wohl der, welcher so gerne reisen möchte? Wer seid
denn Ihr, junger Herr?«
»Ich
bin ein Maler, o Herr«, antwortete der junge Mann, »ich male
Landschaften teils an die Wände der Säle, teils auf Leinwand.
Fremde Länder zu sehen, ist allerdings mein Wunsch; denn man sieht
dort allerlei schöne Gegenden, die man wieder anbringen kann; und
was man sieht und abzeichnet, ist doch in der Regel immer schöner,
als was man nur so selbst erfindet.«
Der
Scheik betrachtete jetzt die schönen jungen Leute, und sein Blick
wurde ernst und düster. »Ich hatte einst auch einen lieben Sohn«,
sagte er, »und er müßte nun auch so herangewachsen sein wie ihr.
Da solltet ihr seine Genossen und Begleiter sein, und jeder eurer
Wünsche würde von selbst befriedigt werden. Mit jenem würde er
lesen, mit diesem Musik hören, mit dem anderen würde er gute
Freunde einladen und fröhlich und guter Dinge sein, und mit dem
Maler ließe ich ihn ausziehen in schöne Gegenden und wäre dann
gewiß, daß er immer wieder zu mir zurückkehrte. So hat es aber
Allah nicht gewollt, und ich füge mich in seinen Willen ohne Murren.
Doch es steht in meiner Macht, eure Wünsche dennoch zu erfüllen,
und ihr sollt freudigen Herzens von Ali Banu gehen. Ihr, mein
gelehrter Freund«, fuhr er fort, indem er sich zu dem Schreiber
wandte, »wohnt von jetzt an in meinem Hause und seid über meine
Bücher gesetzt. Ihr könnet noch dazu anschaffen, was Ihr wollet und
für gut haltet, und Euer einziges Geschäft sei, mir, wenn Ihr etwas
recht Schönes gelesen habt, zu erzählen. Ihr, der Ihr eine gute
Tafel unter Freunden liebet, Ihr sollet der Aufseher über meine
Vergnügungen sein. Ich selbst zwar lebe einsam und ohne Freude, aber
es ist meine Pflicht, und mein Amt bringt es mit sich, hier und da
viele Gäste einzuladen. Dort sollet Ihr an meiner Stelle alles
besorgen und könnet von Euren Freunden dazu einladen, wen Ihr nur
wollet; versteht sich, auf etwas Besseres als Wassermelonen. Den
jungen Kaufmann da darf ich freilich seinem Geschäft nicht
entziehen, das ihm Geld und Ehre bringt; aber alle Abende stehen
Euch, mein junger Freund, Tänzer, Sänger und Musikanten zu Dienste,
so viel Ihr wollet. Lasset Euch aufspielen und tanzen nach
Herzenslust. Und Ihr«, sprach er zu dem Maler, »Ihr sollet fremde
Länder sehen und das Auge durch Erfahrung schärfen. Mein
Schatzmeister wird Euch zu der ersten Reise, die Ihr morgen antreten
könnet, tausend Goldstücke reichen nebst zwei Pferden und einem
Sklaven. Reiset, wohin Euch das Herz treibt, und wenn Ihr etwas
Schönes sehet, so malet es für mich!«
Die
jungen Leute waren außer sich vor Erstaunen, sprachlos vor Freude
und Dank. Sie wollten den Boden vor den Füßen des gültigen Mannes
küssen; aber er ließ es nicht zu. »Wenn ihr einem zu danken habt«,
sprach er, »so ist es diesem weisen Mann hier, der mir von euch
erzählte. Auch mir hat er dadurch Vergnügen gemacht, vier so
muntere junge Leute eurer Art kennenzulernen.«
Der
Derwisch Mustapha aber wehrte den Dank der Jünglinge ab. »Sehet«,
sprach er, »wie man nie voreilig urteilen muß; habe ich euch zuviel
von diesem edlen Manne gesagt?«
»Lasset
uns nun noch den letzten meiner Sklaven, die heute frei sind,
erzählen hören«, unterbrach ihn Ali Banu.
Jener
junge Sklave, der die Aufmerksamkeit aller durch seinen Wuchs, durch
seine Schönheit und seinen mutigen Blick auf sich gezogen hatte,
stand jetzt auf, verbeugte sich vor dem Scheik und fing wohltönend
also zu sprechen an:
Wilhelm Hauff 1826
Wilhelm
Hauff (* 29.
November 1802 in Stuttgart;
† 18.
November 1827 ebenda)
war ein deutscher Schriftsteller der Romantik.
Er war ein Hauptvertreter der Schwäbischen
Dichterschule.
|
Leben
Erstausgabe des
„Märchenalmanachs“ von 1828
Illustration aus dem
„Gespensterschiff“
Hauffs
Vater August Friederich Hauff war Regierungs-Sekretarius in
Stuttgart. Als er 1809 starb, zog die Mutter mit ihren vier Kindern
(neben Wilhelm: Hermann,
geb. 1800; Marie, geb. 1806; Sophie, geb. 1807) zu
ihrem Vater Karl Friederich Elsässer nach Tübingen.
Hauff
besuchte von 1809 bis 1816 die Schola
Anatolica,
die damalige Tübinger Lateinschule,
und ab 1817 die Klosterschule
in Blaubeuren.
Er studierte von 1820 bis 1824 als Stipendiat des Evangelischen
Stifts Tübingen an
der Universität
Tübingen Theologie und
wurde zum Dr. phil. promoviert.
Er war Mitglied der Tübinger Burschenschaft Germania.[1]
Hauff
arbeitete von 1824 bis 1826 in Stuttgart bei Ernst
Eugen Freiherr von Hügel als
Hauslehrer und reiste danach durch Frankreich und Norddeutschland.
1825 trat er mit der Satire Der
Mann im Mond hervor,
in der er Stil und Manier des Trivialautors Heinrich
Clauren und
von dessen Erzählung Mimili virtuos
nachahmt und der Lächerlichkeit preisgibt. Zwei Jahre später legte
er mit der Controvers-Predigt
über H. Clauren und den Mann im Mond den
literarischen Bluff offen.
Im
Januar 1827 wurde er Redakteur des Cottaschen „Morgenblattes
für gebildete Stände“.
1827 heiratete er auch seine Cousine Luise Hauff, die am 10. November
desselben Jahres ein Kind von ihm gebar.
Hauff
starb nur eine Woche später infolge einer Typhus-Erkrankung,
die er sich während einer Reise durch Tirol zugezogen
hatte. Sein Grab befindet sich auf dem Hoppenlau-Friedhof
Stuttgart.
Zu
Hauffs Gedenken wurde der Wilhelm-Hauff-Preis zur
Förderung von Kinder- und Jugendliteratur gestiftet.
Werke
Wilhelm
Hauff-Denkmal beim heutigen Schloss
Lichtenstein über
dem Echaztal bei Lichtenstein-Honauam Albtrauf.
Im Ort Honau befindet sich auch ein Wilhelm-Hauff-Museum
Hauffs Grab, in
überwachsenem Zustand
Wilhelm
Hauffs Grab auf dem Hoppenlau-Friedhof
Stuttgart
Wilhelm
Hauffs kurze literarische Schaffensperiode begann 1825 mit der
Veröffentlichung einiger Novellen (Memoiren
des Satan, Othello)
sowie seines ersten Märchenalmanachs.
Lichtenstein (1826),
ein historischer
Roman der Romantik,
war bis ins 20. Jahrhundert neben Hauffs Märchen sein bekanntestes
Werk. Herzog Wilhelm von Urach, Angehöriger einer Nebenlinie des
regierenden Hauses Württemberg, ließ sich durch den Roman anregen,
das alte Forsthaus in der Nähe des Standortes der ehemaligen Burg
Alt-Lichtenstein zu
erwerben und Anfang der 1840er Jahre auf dessen Gelände eine der
vormaligen Ritterburg nachempfundene neue Burg, das bis heute
bestehende Schloss
Lichtenstein errichten
zu lassen. Die Ruinenreste der Ende des 14. Jahrhunderts zerstörten
Burg befinden sich nur wenige hundert Meter davon entfernt.
Auch
eine Oper, Theaterstücke und Dramatisierungen für das
Scherenschnittheater trugen zur Popularisierung des Romans bei.
Die
Germanisten Gabriele von Glasenapp und Wolf-Daniel Hartwich wiesen
darauf hin, dass Hauff in seinen Erzählungen wie Jud
Süss, Mittheilungen
aus den Memoiren des Satans und Abner,
der Jude, der nichts gesehen hat durch
Zeichnungen des Charakters wie der Physiognomie seiner
Figuren auch antijüdische Stereotypen und Klischees seiner
Zeit reproduziere.
Märchen
und Sagen
Hauffs
Märchen fallen
in die spätromantische Literaturphase
nach den scharfen Zensurbestimmungen der Karlsbader
Beschlüsse im
Jahre 1819. Der erste Band um dieRahmenerzählung Die
Karawane ist
gekennzeichnet von hohem Einfühlungsvermögen in die orientalische
Lebensweise; er enthält bekannte Märchen wie Kalif
Storch und Der
kleine Muck.
Der zweite Band um den Scheich
von Allessandria und seine Sklaven verlässt
den rein orientalischen Handlungsraum; Zwerg
Nase und
zwei von Wilhelm
Grimmübernommene
Märchen ("Schneeweißchen und Rosenroth" und "Das
Fest der Unterirdischen", wobei letzteres in der Grimmschen
Märchensammlung nicht auftaucht) stehen in der europäischen
Märchentradition. Sein dritter Band, Das
Wirtshaus im Spessart,
behandelt eher Sagenstoffe als Märchen; die Schwarzwaldsage Das
kalte Herz ist
die bekannteste dieser Sagen.
150.
Todestag von Wilhelm Hauff:deutsche
Briefmarke von 1977,
gestaltet von Elisabeth von Janota-Bzowski
gestaltet von Elisabeth von Janota-Bzowski
- Märchen-Almanach auf das Jahr 1826 für Söhne und Töchter gebildeter Stände (1825)
- Märchen als Almanach (Einleitung)
- Die Geschichte vom Kalif Storch
- Die Geschichte von der abgehauenen Hand
- Die Errettung Fatmes
- Das Märchen vom falschen Prinzen
- Märchen-Almanach auf das Jahr 1827 für Söhne und Töchter gebildeter Stände (1826)
- Abner, der Jude, der nichts gesehen hat
- (Der arme Stephan - von Gustav Adolf Schöll)
- Der Affe als Mensch (Der junge Engländer)
- (Das Fest der Unterirdischen - von Wilhelm Grimm)
- (Schneeweißchen und Rosenrot - von Wilhelm Grimm)
- Die Geschichte Almansors
- Märchen-Almanach auf das Jahr 1828 für Söhne und Töchter gebildeter Stände (1827)[2]
- Saids Schicksale
- Die Höhle von Steenfoll - Eine schottländische Sage
- Märchen. - Stuttgart : Brodhag, 1842. Digitalisierte Ausgabeder Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
Roman
- Lichtenstein (3 Bände, 1826)
Satiren
- Der Mann im Mond oder Der Zug des Herzens ist des Schicksals Stimme (erschienen 1825 unter dem Namen des populären H. Clauren);
- Mittheilungen aus den Memoiren des Satan (1825/1826, 2 Bände)
- Controvers-Predigt über H. Clauren und den Mann im Mond, gehalten vor dem deutschen Publikum in der Herbstmesse 1827
Erzählungen
- Othello (1826)
- Die Sängerin (1826)
- Die Bettlerin vom Pont des Arts (1827)
- Jud Süß (1827)
- Die letzten Ritter von Marienburg
- Phantasien im Bremer Ratskeller, ein Herbstgeschenk für Freunde des Weines (1827)
- Die Bücher und die Lesewelt
- Freie Stunden am Fenster
- Der ästhetische Klub
- Ein Paar Reisestunden
Oper
Ingeborg
Bachmann schrieb
1964 das Libretto für Hans
Werner Henzes komische
Oper Der
junge Lord in
Anlehnung an die Parabel Der
Affe als Mensch (Der junge Engländer)
Verfilmungen
Zahlreiche
Filme basieren auf Hauffs Märchen – es wurden jedoch auch andere
seiner Stoffe umgesetzt:
- 1981: Märchen in der Nacht erzählt (Сказка, рассказанная ночью), Regie: Irma Rausch
Literatur
- J. Franck: Hauff, Wilhelm. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 11, Duncker & Humblot, Leipzig 1880, S. 48 f.
- Andreas Beck: Verabschiedung sozialpotisch-anthropologischen Erzählens. Wilhelm Hauffs 'Scheihk von Alessandria', in: Kleine anthropologische Formen der Goethezeit (1750-1830), hg. von Alexander Kosenina und Carsten Zelle, Hannover 2011, S.337-351.
- A. B. I. Czygan: Wilhelm Hauff. The Writer and His Work Seen Through His Correspondences. Dissertation, Madison/Wisconsin 1976
- Enrica Yvonne Dilk: „… die Sorge um das Kunstblatt …“ Wilhelm Hauffs und Ludwig Schorns Briefe aus den Jahren 1826/27 über die Fernredaktion des Cottaschen Journals. Ein Beitrag zum 200. Geburtstag Wilhelm Hauffs. In: Stuttgarter Arbeiten zur Germanistik, Nr. 423. Stuttgart 2004 [2005], S. 277-293; ISBN 3-88099-428-5
- Armin Gebhardt: Schwäbischer Dichterkreis. Uhland, Kerner, Schwab, Hauff, Mörike. Tectum, Marburg 2004, ISBN 3-8288-8687-6
- Friedrich Knilli, Ich war Jud Süß –- Die Geschichte des Filmstars Ferdinand Marian. Mit einem Vorwort von Alphons Silbermann. Henschel Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-89487-340-X
- Ernst Osterkamp u. a. (Hrsg.): Wilhelm Hauff oder Die Virtuosität der Einbildungskraft. Wallstein, Göttingen 2005, ISBN 3-89244-860-4
- Friedrich Pfäfflin: Wilhelm Hauff. Der Verfasser des „Lichtenstein“. Chronik seines Lebens und Werkes. Edition Marbacher Magazin, Stuttgart 1981
- Heiko Postma: Goldene Körner in des Lesers Phantasie. Über Leben und Werk des Schriftstellers Wilhelm Hauff jmb-Verlag: Hannover 2008, ISBN 978-3-940970-04-6
Leseausgaben
- Wilhelm Hauff Das kalte Herz (gebundene Ausgabe) Anaconda Verlag, Köln 2007, ISBN 978-3-86647-183-2
Einzelnachweise
Weblinks
Commons:
Wilhelm Hauff –
Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiquote:
Wilhelm Hauff –
Zitate
- Bernhard Zeller: Hauff, Wilhelm. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, S. 85 f. (Digitalisat).
- Wilhelm Hauff- Wilhelm Hauffs Märchen, pdf 84 kb
Hauffs
Werke online
Wikisource:
Wilhelm Hauff –
Quellen und Volltexte
- Hauffs Märchenim Literaturnetz
- Werke von Wilhelm Hauffals Online-Texte. In: Project Gutenberg.
- Werke von Wilhelm Hauffin der Bibliotheca Augustana
- Die Gedichteauf zgedichte.de
- Werke von Wilhelm Hauffals gemeinfreie und kostenlose Hörbücher bei LibriVox
- Diese Seite wurde zuletzt am 31. Juli 2012 um 21:28 Uhr geändert.
- Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungenbeschrieben.
Wikipedia® ist eine eingetragene Marke der Wikimedia Foundation Inc.
____________________________________________
Name:
Christine Gonzales
Gateway to Learning Teachers’
Workshop Evaluation
The German Short Story
August
6-10, 2012
General
Information
What
grade level(s) do you primarily teach?:
community college
Name
of school and district: Salt Lake
Community college
Public
or Private School?: public
Main
subject taught: German and Spanish
How
many courses do you teach each year?: 7
Approximate
number of students per class?: 15
What
is your highest degree?: BA( )
BS( ) MA(X ) MS(
) M.Ed( ) Ph.D( ) Other:
Where
did you obtain your degree(s)?:
Approximate number of years as a
teacher:
Approximate salary:
Ethnicity:
(X )Caucasian( )Asian or Pacific
Islander ( )Hispanic
(X )Caucasian
(
) First time Gateway to Learning
participant
(x
) Returning participant
If
returning, past workshops you have participated in:
The
German Immersion workshops for the past four years
How did you hear
about the Gateway to Learning Teacher Workshops?
Email from Josh
What
made you choose our program over other similar programs offered in
Utah?
This
program is unique because we speak only in German and because it
lasts for one week, instead of being shorter.
What
was the most useful thing you will take away from this course?
- Practice of pronunciation, vocabulary, grammar and conversation;
- Learning about short stories and poems I can use when teaching German;
- Learning about how high-school teachers and university professors teach German;
- Increasing my general knowledge of Fine Arts in general and German literature in particular
- Networking with colleagues
What
can be done to improve this course and/or the Gateway to Learning
program overall?
- Include conversation exercises for us in order to improve our accuracy. Example: Frau Professor Dobozy taught us the story Der Tisch and shared that, when teaching it, she has less-fluent students practice discussing tables with the Wechselpräpositionen: ‘Was legt man auf den Tisch? Was liegt au dem Tisch?’ etc. It would have been if we could have quickly reviewed the 9+ Wechselpräpositionen, then the accusative/dative endings, then we could have conversed in pairs.
- Review and have us practice the following with examples from short literature pieces:
- Noun genders/plural forms and matching suffixes;
- When to use the Umlaut;
- Word order (inversion and ‘kicking’, especially when the sentence starts with the subordinate conjunction and also, when there are perfect tenses involved)
- Esoteric dative verbs, and indirect objects
- Esoteric passive (examples: ‘Es wird getanzt, Das lässt sich machen, das ist gegessen worden, …. weil das gemacht worden ist, …wenn das gegessen worden ware.)
- Konjunktiv II (examples: …. … wenn ich das gehabt hätte, …., Das käme in Frage / wäre in Frage gekommen, …..
- Da-Komposita (Ich bin davon überzeugt, dass…..)
- Verbs plus prepositions [plus case] (Ich mache mir Sorgen um ihn; Ich habe Angst vor ihm , etc.)
Please
list at least three
topics you would like to see offered in future German language
courses?
- Poetry appropriate for my level of students
- More short stories ditto
- Songs: folksongs, popular songs and artsongs/operatic arias ditto
Would
you like to receive emails on future Tanner Humanities Center events
and programs? If so, please provide an email address.
Christine.gonzales@slcc.edu
The
Gateway to Learning workshops are self-funded and provided at low
cost to the educators who participate in them. In an effort to
continue to provide this service, the Tanner Humanities Center seeks
grants and funding support from numerous foundations and
corporations. Most often, these foundations want to hear from the
participants themselves on the benefits and values of this program.
Please use this space to elaborate on
how this workshop and the Gateway to Learning program have benefited
you as an educator, particularly focusing on how you will use what
you’ve learned in this workshop in your own classroom.
Your opinion truly matters!
It
is very important to me to have a piece of literature in each
chapter, from the very first (also music, art, architecture). It is
also very important to provide students with small-c cultural
information. It is most important to encourage students to continue
to learn German (and to graduate from college), most obviously at a
university which is in their own city. The University of Utah and
its German professors provide the best answer to all of those needs.
I will use many of their short stories or excerpts of them in my
German courses this and every semester.
It
was especially helpful to me this summer of 2012 because the German
immersion week was scheduled after the end of my own summer-school
courses which I teach. If it were possible, I would like to be able
to attend both the German and the Spanish immersion weeks, but I
understand that scheduling is difficult.
_____________________________________________________________________________
2012 Fall AATG Conference
Thank
you very much for all of this help, room assignments, tentative
ride-offering, etc. Fridays I teach until noon, so maybe I
can help with the food.
Christine
From:
Jo Carmiol [jocarmiol@gmail.com]
Sent: Tuesday, September 14, 2010 3:20 PM
To: Christine Gonzales
Subject: Re: October 22nd AATG - Fall immersion workshop
Sent: Tuesday, September 14, 2010 3:20 PM
To: Christine Gonzales
Subject: Re: October 22nd AATG - Fall immersion workshop
1.
Yes you can ride with me, BUT I don't know what my specific situation
will be. I may have my whole family with me and I for sure need to
take up the food. I may also be going up early around 3:00. As the
date nears, I will know better what I will be doing logistically. If
my situation is too 'crazy' we can definetely get you a ride with
someone else... we'll just see who is coming.
2. As for the sleeping situation, there are a few private rooms. There is a room downstairs with a queen bed and a private bathroom set up for disabled persons. I'll hold this room for you. As for any extra money for this accommodation, that shouldn't be necessary. It is just a matter of room making room assignments.
3. There is not a piano in our lodge. You are more than welcome to bring your keyboard though.
I'll also send you an email with the reading we will be working with. If you can come up with any activities to share that would be nice.
deine,
Jo
2. As for the sleeping situation, there are a few private rooms. There is a room downstairs with a queen bed and a private bathroom set up for disabled persons. I'll hold this room for you. As for any extra money for this accommodation, that shouldn't be necessary. It is just a matter of room making room assignments.
3. There is not a piano in our lodge. You are more than welcome to bring your keyboard though.
I'll also send you an email with the reading we will be working with. If you can come up with any activities to share that would be nice.
deine,
Jo
Hi,
Jo, I want to reserve a place at the immersion workshop.
Three questions:
1.
May I have a ride with you? I will be glad to play
for all of the gas. Will you be arriving early and leaving
late? If no ride is possible, I may find
someone else, or my husband Mario says he will give me rides.
2.
I have sleep apnea and can only sleep with a noisy mask on my
nose. Should I pay for single accomodations, or
something? Should I sleep on the couch? Can I
be put with another sleep-apnea-mask-wearer?
3.
Is there any piano, and do you care to have any song singing?
Does anyone want to bring any songs (Partituren) for us to
sing? Do you want me to bring my hassle-free
keyboard? Or, is it better not?
By
the way, remember the training that the Concurrent Enrollment
people from Davis District invited us to? It included
Granite (Sharon Gracia) and Canyons. The reading part of the
training was amazing. It concentrated on reading
assessment for proficiency, so your training should very
nicely fill in a gap about learning how to read..
Christine
From:
Jo Carmiol [jocarmiol@gmail.com]Sent:
Friday, September 10, 2010 9:05 PM
Subject:
October 22nd AATG - Fall immersion workshop
The Utah Chapter of the AATG
would like to announce its
2010 Fall Immersion Workshop
Where: The Aspen Grove Conference Center
When: Friday, October 22nd and Saturday, October 23rd
Come and join us for another relaxing weekend of speaking German, visiting with friends and colleagues, and sharing secrets which have helped to keep our classrooms fun and exciting. This year, we will be back at the very picturesque Aspen Grove Conference Center at the foot of Mt. Timpanogos, and the theme will be
Reading Strategies: Focus on Level 1 and Level 2 learners
Our group will be staying in a Family Lodge, which sleeps up to 25 people in eight bedrooms and a loft. This two-story cabin has five bathrooms and a living room area, as well as a small kitchen. Linens are provided by the conference center and private accommodations may or may not be available for couples.
Participants are welcome to arrive as early as 3pm on Friday. We will officially begin on Friday evening with a traditional German dinner at 6:30. A light breakfast and lunch will also be provided on Saturday, before and after the workshop.
The cost of the workshop and materials will be FREE for AATG members ($40 for non-members). Those wishing to reserve a place should email Jo Carmiol as soon as possible.
Please send your checks (made out to AATG Utah) to:
Jo Carmiol jocarmiol@hotmail.com
1358 West 1100 North 801-647-2118
Salt Lake City, UT 84116
Directions to Aspen Grove: Drive south on I-15; turn left at the first Orem exit, designated as 800 North (also marked as the exit to Sundance); drive east on Utah Highway 52 to the mouth of Provo Canyon; proceed toward Heber City on U.S. 189 for approximately seven miles; turn left at the Sundance/Aspen Grove turnoff, and continue on the Alpine Loop road five miles further and turn left into Aspen Grove. Aspen Grove is 2.5 miles above Sundance.
2010 Fall Immersion Workshop
Where: The Aspen Grove Conference Center
When: Friday, October 22nd and Saturday, October 23rd
Come and join us for another relaxing weekend of speaking German, visiting with friends and colleagues, and sharing secrets which have helped to keep our classrooms fun and exciting. This year, we will be back at the very picturesque Aspen Grove Conference Center at the foot of Mt. Timpanogos, and the theme will be
Reading Strategies: Focus on Level 1 and Level 2 learners
Our group will be staying in a Family Lodge, which sleeps up to 25 people in eight bedrooms and a loft. This two-story cabin has five bathrooms and a living room area, as well as a small kitchen. Linens are provided by the conference center and private accommodations may or may not be available for couples.
Participants are welcome to arrive as early as 3pm on Friday. We will officially begin on Friday evening with a traditional German dinner at 6:30. A light breakfast and lunch will also be provided on Saturday, before and after the workshop.
The cost of the workshop and materials will be FREE for AATG members ($40 for non-members). Those wishing to reserve a place should email Jo Carmiol as soon as possible.
Please send your checks (made out to AATG Utah) to:
Jo Carmiol jocarmiol@hotmail.com
1358 West 1100 North 801-647-2118
Salt Lake City, UT 84116
Directions to Aspen Grove: Drive south on I-15; turn left at the first Orem exit, designated as 800 North (also marked as the exit to Sundance); drive east on Utah Highway 52 to the mouth of Provo Canyon; proceed toward Heber City on U.S. 189 for approximately seven miles; turn left at the Sundance/Aspen Grove turnoff, and continue on the Alpine Loop road five miles further and turn left into Aspen Grove. Aspen Grove is 2.5 miles above Sundance.
---------- Forwarded message
----------
From: Jo Carmiol <jocarmiol@gmail.com>
Date: Thu, Jul 29, 2010 at 10:15 AM
Subject: October 22nd AATG - Fall immersion workshop
To:
Save the date, Friday-Saturday, October 22nd
Our annual AATG Fall immersion weekend will once again be held at Aspen Grove.
Theme: Reading Strategies (focus on Level 1-2 language learners)
bis bald,Jo
From: Jo Carmiol <jocarmiol@gmail.com>
Date: Thu, Jul 29, 2010 at 10:15 AM
Subject: October 22nd AATG - Fall immersion workshop
To:
Save the date, Friday-Saturday, October 22nd
Our annual AATG Fall immersion weekend will once again be held at Aspen Grove.
Theme: Reading Strategies (focus on Level 1-2 language learners)
bis bald,Jo
Doko Activity Rules
No comments:
Post a Comment